Die Deutschen werden immer dicker. Stimmt das überhaupt? Gilt das für alle Bevölkerungsgruppen? Aktuelle Daten liefert Kapitel 1.7 des Ernährungsberichtes 2012. Die spannendsten Ergebnisse hat Dr. Gert Mensink vom RKI beim DGE-Journalistenseminar am 30. Januar in Bonn vorgestellt. Hier 5 Highlights von seinem Vortrag – wie ich sie notiert habe.
Ernährungsbericht 2012
Kapitel 1.7 Übergewicht und Adipositas in Deutschland
Vortrag von Dr. Gert Mensink vom Robert Koch-Institut
1. Deutlich mehr Männer übergewichtig, etwas mehr Frauen adipös
Übergewichtig sind gut die Hälfte der Frauen (53 %) und gut zwei Drittel der Männer (67 %). Ein knappes Viertel der Frauen (24 %) und etwas weniger Männer (23 %) sind sogar stark übergewichtig, also adipös. Das zeigen die Daten der 2008 – 2011 erhobenen DEGS1.
Bei Männern findet man insbesondere im jungen Erwachsenenalter einen starken Anstieg der Häufigkeit von Übergewicht. Bei Frauen verläuft die Zunahme gleichmäßig über alle Lebensphasen.
2. Kein Anstieg beim Übergewicht seit 1998, aber mehr Adipöse
Erstaunlicherweise waren beim Bundes-Gesundheitssurvey BGS 1998 bereits genauso viele Männer (67 %) und Frauen (53 %) übergewichtig wie heute! Nur der Anteil der Adipösen hat sich erhöht: bei Männern von 18,9 auf 23,3 % und bei Frauen von 22,5 auf 23,9 %.
Wie kommt das? Das liegt zum Teil an der Art der Daten. BGS98 und DEGS1 basieren auf gemessenen Werten. Da über viele Jahre keine aufwändigen Messwerte mehr erhoben wurden, verglich man oft mit Daten aus dem Mikrozensus. Diese Daten werden jedoch durch Befragung erhoben, wobei die Befragten sich auch gerne mal um ein par Kilo leichter machen (so genanntes Underreporting).
Bleibt also festzuhalten, dass vor allem der Anteil Adipöser steigt. Vermutlich eine Verschiebung: Normalgewichtige werden übergewichtig und Übergewichtige adipös.
3. Ostdeutsche, Ältere und Frauen mit niedrigem Sozialstatus häufiger adipös
Wer ist adipös? Schon 1999 gab es im Osten mehr Adipöse, und ihr Anteil ist über die Jahre weiter angestiegen. Generell sind Ältere häufiger adipös. Bei Männern im jungen Erwachsenenalter steigt die Häufigkeit von Adipositas auffällig stark an. Bei den Frauen besteht ein besonders deutlicher Zusammenhang zwischen niedrigem sozialem Status und Adipositas.
4. Kinder doppelt so häufig übergewichtig, vor allem ab Schulalter
Die Anzahl übergewichtiger Kinder (3 – 17 Jahre) hat sich seit den 80er Jahren verdoppelt. Laut KIGGS-Studie sind 15 % dieser Altersgruppe übergewichtig und 6,3 % adipös. Ihr Anteil steigt mit zunehmendem Alter. Die Gewichtsprobleme fangen meist ab einem Alter von 7 Jahren an. Bei der Einschulungsuntersuchung beobachtet man dagegen in vielen Bundesländern seit 2004 eine Stagnation bzw. einen Rückgang der Anzahl Übergewichtiger.
5. Positiv: Stagnation und teilweise Rückgang
Insgesamt scheint sich die Häufigkeit von Übergewicht auf hohem Niveau eingependelt zu haben und zumindest nicht weiter zu steigen. Teilweise sind gegenüber 1998 sogar Rückgänge zu verzeichnen, so bei den Frauen in einzelnen Altersgruppen zwischen 40 und 69 (z.B. Gruppe der 55- bis 59-Jährigen) und bei Kindern vor dem Schulalter.
Infos zu Übergewicht und Adipositas liefert auch die DGE-Pressemeldung
Werden wir immer dicker?
Weiter geht’s mit Kapitel 2 und 3 in der nächsten Woche. Hier die bisherigen und noch folgenden Themen:
Kapitel 1 Ernährungs- und Gesundheitstrends in Deutschland
(Dipl. oec. trop. Angela Bechthold, DGE)
Kapitel 2 Ernährungssituation pflegebedürftiger Senioren in Privathaushalten
(Prof. Dr. Dorothee Volkert, Uni Erlangen-Nürnberg)
Kapitel 3 Essen auf Rädern: Wie gut sind Qualität und Kundenzufriedenheit?
(Prof. Ulrike Arens-Azevedo, HAW Hamburg)
Kapitel 4 Lebensmittelsicherheit
(Prof. Dr. Dr. Alfonso Lampen, BfR)
Kapitel 5 Prävention von Krebskrankheiten durch Ernährung
(Prof. Dr. Heiner Boeing, DiFE)
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