Essen die Deutschen inzwischen gesünder? Das verrät Kapitel 1 des Ernährungsberichtes 2012. Eine schöne Zusammenfassung der Erkenntnisse hat Dipl. oec. troph. Angela Bechthold von der DGE beim DGE-Journalistenseminar am 30. Januar in Bonn präsentiert. Und ich habe alles nochmal komprimiert, damit es schnell und leicht verdaulich ist.
Ernährungsbericht 2012
Kapitel 1 Ernährungs- und Gesundheitstrends in Deutschland
Vortrag von Dipl. oec. trop. Angela Bechthold von der DGE
Hinweis: Die Trend-Zahlen in Klammern beziehen sich auf den Verbrauch pro Kopf und Jahr im Vergleich zum Jahr 2000 laut Agrarstatistik (Stat. Jahrbuch 2011). Die Ist-Werte nennen den wöchentlichen Verzehr und stammen aus der NVS II. Das Fazit habe ich jeweils etwas pointierter formuliert.
Positive Trends
1. Mehr Getreide (+1,2 kg), Teigwaren (+200 g) und Reis (+150 g)
Vorteil: Komplexe Kohlenhydrate und Ballaststoffe senken das Risiko für Dickdarmkrebs und andere ernährungsmitbedingte Krankheiten.
Empfehlung: 200 – 300 g Brot pro Tag oder 150 – 259 g Brot plus 50 – 60 g Getreide.
Ist-Werte: Männer 158 g Brot bzw. 228 g Brot und Getreide, Frauen 111 g Brot bzw. 169 g Brot und Getreide
Fazit: Bitte weiter zugreifen, vor allem bei Vollkornprodukten.
2. Mehr Gemüse (+ 1,1 kg)
Vorteil: Viele Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe, die das Risiko für herz-Kreislauf-Krankheiten reduzieren.
Empfehlung: Mind. 400 g pro Tag (entspricht 3 Portionen)
Ist-Werte: im Schnitt nur 124 g pro Tag
Fazit: Reichlich Gemüse essen, am besten mindestens drei Portionen am Tag!
3. Mehr Fisch
Vorteil: Gute Versorgung mit langkettigen hochungesättigten Omega-3-Fettsäuren und Jod.
Empfehlung: 150 – 220 g Seefisch (2 Portionen) pro Woche
Ist-Werte: Männer 133 g, Frauen 100 g pro Woche
Fazit: Bitte noch eine zweite Fischmahlzeit in der Woche servieren.
4. Weniger Alkohol (- 2 l)
Vorteil: Geringere Energiezufuhr, weniger Schäden an Nerven und Organen, weniger Suchtverhalten und somit Schutz vor Übergewicht und Krebskrankheiten
Empfehlung: Ideal wäre kein Alkohol, maximal tolerierbar für Männer 0,5 l Bier oder 0,25 l Wein, für Frauen die Hälfte.
Negative Trends
1. Mehr Erfrischungsgetränke (+ 1,1 l)
Risiko: Zu viel Energie und zu viel Zucker erhöhen das Risiko für Adipositas und Diabetes mellitus (Typ 2).
Empfehlung: Weniger Erfrischungsgetränke, mehr Wasser trinken, insgesamt mindestens 1,5 l pro Tag.
2. Weniger Obst (- 800 gl)
Nachteil: Mehr Obst brächte ein Plus an Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen und könnte helfen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten zu senken.
Empfehlung: mind. 250 g pro Tag (2 Portionen)
Ist-Werte: Männer 143 g, Frauen 182 g pro Tag
Fazit: Esst mehr Obst, am besten zwei Hände voll pro Tag!
3. Gleichbleibend hoher Verbrauch von Rind-, Kalb- und Schweinefleisch
Vorteil: hochwertiges Eiweiß, gute Vitamin- und Mineralstoffquelle (z. B. für Vit. a, B1, B12, Eisen, Zink)
Nachteil: Meist verbunden mit hoher Energiezufuhr, liefert zu viele gesättigte Fettsäuren, zu viel Cholesterin und zu viele Purine. Kann das Risiko für Dickdarmkrebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten erhöhen.
Empfehlung: maximal 300 – 600 g Fleisch und Wurst pro Woche
Ist-Werte: Männer 1.100 g, Frauen 590 g Fleisch und Wurst pro Woche
Fazit: Insbesondere Männer sollten Schnitzel öfter mal durch Gemüse ersetzen.
Zweischneidige Trends
1. Weniger Streichfette und Öle
Vorteil: weniger Fett und damit auch weniger Energie
Nachteil: Leider sank auch der Verzehr pflanzlicher Öle, wodurch sich das Verhältnis von ungesättigten zu gesättigten Fettsäuren verschlechtert.
Fazit: Sparsam mit Fett umgehen und vor allem pflanzliche Öle verwenden.
Weitere Erkenntnisse in Kürze
1. Risiko für Jodmangel wieder erhöht. Nach vielen Jahren erfolgreicher Supplementierung durch Jodsalz und mit Jod angereicherte Lebensmittel hat sich der Jodstatus neuerdings wieder verschlechtert.
Empfehlung: Jodsalz verwenden und mit Jod angereicherte Lebensmittel bevorzugen. Milch trinken und 1 – 2 Portionen Seefisch pro Woche essen.
Mehr dazu in der DGE-Pressemeldung Jodunterversorgung wieder auf dem Vormarsch?
2. Verbesserungswürdig: Versorgung mit Calcium, Folsäure und Eisen (Frauen).
Empfehlung zu Calcium: mehr Milch und Milchprodukte, calciumreiches Mineralwasser (mind. 150 mg Ca/l), sowie calciumreiche Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse
Empfehlung zu Folsäure: Täglich frisches Gemüse und Salat essen, sowie Vollkornprodukte, Milch und Milchprodukte.
Empfehlung zu Eisen (für Frauen): Maßvoll Fleisch essen. Dazu Vollkornprodukte, Gemüse und Hülsenfrüchte – möglichst kombiniert mit Vitamin-C-Trägern wie Paprika oder Zitrusfrüchten, welche die Aufnahme von Eisen fördern.
3. Ballaststoffzufuhr nicht optimal. Die empfohlene Menge von 30 g Ballaststoffen wird von den wenigsten Menschen erreicht.
Empfehlung: Bei Brot, Nudeln, Reis und anderen Getreideprodukten möglichst die Vollkornvariante wählen. Täglich 5 Portionen Obst und Gemüse essen sowie reichlich Hülsenfrüchte.
4. Nahrungsergänzung meist unnötig und eher gesundheitsschädlich. Zusätzliche Vitamine und Mineralstoffe in Form von Tabletten oder Pulvern nehmen vor allem diejenigen ein, die ohnehin schon gut versorgt sind, weil sie sich bewusst ernähren. Eine zu hohe Zufuhr birgt das Risiko schädlicher Wirkungen auf die Gesundheit.
Infos zu Ernährungstrends liefert auch die DGE-Pressemeldung
Wie isst Deutschland?
Noch mehr Erkenntnisse aus dem Ernährungsbericht veröffentliche ich in den nächsten Tagen. Hier die bisherigen und noch folgenden Themen:
Kapitel 1.7 Übergewicht und Adipositas in Deutschland
(Dr. Gert Mensink, RKI)
Kapitel 2 Ernährungssituation pflegebedürftiger Senioren in Privathaushalten
(Prof. Dr. Dorothee Volkert, Uni Erlangen-Nürnberg)
Kapitel 3 Essen auf Rädern: Wie gut sind Qualität und Kundenzufriedenheit?
(Prof. Ulrike Arens-Azevedo, HAW Hamburg)
Kapitel 4 Lebensmittelsicherheit
(Prof. Dr. Dr. Alfonso Lampen, BfR)
Kapitel 5 Prävention von Krebskrankheiten durch Ernährung
(Prof. Dr. Heiner Boeing, DiFE)
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