Social Media ist eine Kunst, meinten 77 Prozent der Teilnehmenden meiner Social-Media-Session beim Kongress Ernährung 2018 am 23. Juni 2018 in Kassel. Wie man diese Kunst wirkungsvoll gestaltet oder ob man darauf auch verzichten kann, habe ich mit vier Expert/innen und dem Publikum in einer offenen Fishbowl-Diskussion erörtert: eine lebhafte und unterhaltsame Runde, die viele spannende Erkenntnisse brachte. Da es keinen Videostream gab, fasse ich die wesentlichen Punkte hier zusammen. Eine Liste mit Tipps & Tools fürs Arbeiten mit Social Media gibt’s auch dazu.
Social Media – Ist das Kunst oder kann das weg?
So lautete der Titel der Session. Über diese Frage durften alle Anwesenden digital abstimmen. Sie gaben im Smartphone-Browser bei slido.com nur #Erna18 ein und landeten direkt auf der Abstimmung, die ich als Moderatorin freigeschaltet hatte. Nur 23 Prozent stimmten übrigens für „kann weg“, und ich hoffe, die konnten wir im Lauf der Diskussion auch noch überzeugen.
Mein Tipp: Slido ist ein leicht zu bedienendes Abstimmungstool, das mehr Action in Vorträge und Veranstaltungen bringt.
Was sind „Social Media“ und wie viele Social-Media-Kanäle gibt es?
Vor Einstieg in die Diskussion galt es die Grundlagen zu klären.
Social Media sind digitale Medien und Methoden, die es Nutzern ermöglichen, sich zu vernetzen, sich auszutauschen und mediale Inhalte einzeln oder gemeinsam zu gestalten und weiterzugeben.
Die Anzahl der Social-Media-Kanäle schätzten viele Besucher auf etwa 20. Denkste – das Social-Media-Prisma zeigt, dass zu den Sozialen Medien viel mehr gehört als Facebook, Twitter & Co. Mit Messenger-Diensten, Gaming, Blogs und Foren ergibt sich eine unüberschaubar riesige Zahl an Social-Media-Kanälen.
Tipp: Das Social-Media-Prisma von Ethority darf man für Vorträge usw. unter Angabe des Links https://ethority.de/social-media-prisma frei nutzen.
Die Social-Media-Experten
Diese Expertinnen und ein Experte standen dem Publikum Rede und Antwort.
Christa Goede Texterin und Social-Media-Expertin aus Offenbach, die für ihre Kunden Websites, PR und Social Media konzipiert und betreut. Sie bloggt so erfolgreich über PR-, Text-, Social-Media-Themen, dass man ihr Blog auf Platz 3 findet, wenn man „Blog“ bei Google eingibt.
Verena Franke Die Diätassistentin und Oecotrophologin arbeitet als PR-Beraterin, Social-Media- und Community-Managerin bei Kommunikation.pur in München. Sie lebt 24/7 in und mit Sozialen Medien und trägt ihr „Herz auf der Zunge“ im gleichnamigen Podcast-Blog.
Astrid Donalies Die Oecotrophologin und Öffentlichkeitsarbeiterin aus Bonn ist für die Kommunikationskanäle beim VDOE zuständig und managt unter anderem Website, Newsletter und Social Media – in Teilzeit wohlgemerkt! Von ihr stammt der coole Hashtag Erna18 für den Kongress.
Dr. Kersten Borchert Der Ernährungsmediziner und Facharzt am Klinikum Magdeburg ist Computer-begeistert und hat an der Website der DGEM mitgewirkt. Unser offener und humorvoller „Quotenmann“ ist von den Sozialen Medien noch nicht so überzeugt und hat bisher bewusst kein Konto bei Facebook & Co.
Welche Vorteile bieten Soziale Medien?
Verena Franke begeistert sich für Social Media privat wie beruflich, weil man hier mit Menschen direkt in Kontakt kommt. In den Sozialen Medien kann man seine Zielgruppe kennen lernen und erfahren welche Themen die Menschen bewegen. Das genialste Menschenerforschungstool ever – wie Verena meinte. Christa Goede schätzt es sehr, in den Sozialen Medien ein direktes Feedback auf ihre Aktionen zu bekommen. Astrid Donalies verwies darauf, dass Ernährungsfachkräfte über Social Media einen Expertenstatus aufbauen und Themen pushen können. Zudem könnten die Fachkräfte ihre Verbände durch Likes und Kommentare stärken.
Wie nutze ich Social Media?
Soziale Medien lassen sich auf vielfältige Weise nutzen. Es ist gut dabei zu sein, um zu wissen, was über einen im Netz gesagt wird und wie die sozialen Medien funktionieren. Man kann auch nur beobachten und Themen recherchieren. Wer passiv bleibt, verpasst jedoch das Beste. Denn sozial heißt interagieren, wie die Expertinnen betonten. Hinter jedem Profil steckt ein Mensch, machte Verena Franke klar. Um mit anderen erfolgreich zu kommunizieren, müssen die eigenen Beiträge einen Mehrwert bieten, der andere zum Lesen, Anschauen, Liken und Teilen motiviert. Man punktet jedoch nicht nur mit fachlicher Kompetenz, sondern sollte auch authentisch sein und Humor beweisen, findet Verena. Denn Menschen wollen mit Menschen kommunizieren und auch unterhalten werden.
Social-Media-Strategie
Welche Kanäle und welche Themen soll ich bedienen? Die Expertinnen sagten: Das hängt von der eigenen Zielsetzung ab und davon, welche Zielgruppen man erreichen möchte. Sie empfahlen aber auch, die Social-Media-Kanäle nach persönlichen Neigungen auszuwählen. Das motiviert zum Dranbleiben, denn Soziale Medien sollen ja auch Spaß machen. Wer Themen und Termine im Blick behalten und regelmäßig posten will, erstellt am besten einen Redaktionsplan. So lassen sich Thementage und Events einplanen und man kann Postings rechtzeitig vorbereiten. Und wie finde ich Zeit dafür? Christa Goedes Trick: Sie trägt das Bespielen von Social-Media als Kundentermin für ihre Ich-AG fest in den Kalender ein.
Belanglosen Postings entgehen
Muss man jeden Pups posten, fragt sich Kersten Borchert und ist sicher nicht der Einzige, der von belanglosen Postings in Sozialen Medien genervt ist. Das Experten-Rezept dagegen: Was man zu sehen bekommt, kann man zumindest teilweise selbst steuern, z. B. indem man Menschen und Institutionen folgt, die Interessantes posten. Wer nervt, kann auch ausgeblendet oder entfolgt werden. Wichtiger Hinweis von Christa Goede: Der Algorhythmus lernt von Interaktionen. Wer Dinge, die ihn interessieren anklickt, liked, kommentiert oder teilt, bekommt mehr ähnliche Postings zu sehen.
Offenheit und Lob statt Shitstorms
Die Angst Fehler zu machen oder einen Shitstorm zu ernten, begleitet viele, die in Sozialen Medien unterwegs sind. Christa Goede empfahl, Kritik konstruktiv aufzunehmen und sie zu nutzen, um mit anderen in den Dialog zu treten und sich selbst zu verbessern. Auch sie hat schon mal einen „Griff ins Klo“ getan und erntete dafür negative Kommentare. Sie hat diese ernst genommen, sich entschuldigt und das Posting geändert. Man darf also Fehler machen, sollte aber bei Kritik schnell und offen reagieren. In diesem Zusammenhang plädierte Christa für eine Lobkultur im Internet. Sie wünscht sich, dass Nutzer nicht nur meckern und Hass ins Netz gießen, sondern bewusst loben und liken.
Social Media für Ernährungsfachkräfte
Wie können sich Oecotropholog/innen, Ernährungsmediziner/innen und Diätassistent/innen in Sozialen Medien positionieren? Verena Franke empfahl berufliche Profile von privaten zu trennen. Da es viel Bedarf an sachkundigen Ernährungsinformationen gibt, kann man sich als Ernährungsfachkraft gut positionieren. Vorsicht ist jedoch bei direkten gesundheitlichen Fragen geboten. Verena rät dazu, diese wertschätzend anzunehmen, die Menschen dann aber auf eine individuelle Ernährungsberatung zu verweisen. Kompetente Fachkräfte für Ernährungsberatung und -therapie sind z. B. beim VDOE-Expertenpool zu finden, wie Astrid Donalies und die neue VDOE-Vorsitzende Kirsten Hummerich anmerkten. Auch Ernährungsmediziner/innen können trotz Werbeverbots durchaus in Sozialen Medien als Expert/innen auftreten, wie Diskussionsteilnehmer Michael Odinius, Ernährungsmediziner aus Barsbüttel, betonte. Er berichtete von seinen Versuchen in Social Media, die er nach der Diskussion mit neuem Schwung wieder aufnehmen will, womöglich gemeinsam mit Kersten Borchert und der DGEM.
Einfach loslegen und die Community fragen
Die Begeisterung und die tollen Tipps der Expert/innen motivierten zahlreiche Gäste, Soziale Medien mehr für sich zu nutzen. Die Expert/innen ermunterten sie, einfach loszulegen, zu schauen, wie es funktioniert und aus den Erfahrungen zu lernen. Ihr Tipp: Wer etwas nicht weiß, kann entweder googeln oder direkt die Social-Media-Community fragen. Wer selbst zu wenig Zeit hat oder sich unsicher fühlt, um in Social Media einzusteigen, kann sich auch von Profis begleiten lassen, wie Christa Goede rät. Sie selbst hat schon viele Kunden-Profile aus der Taufe gehoben, sie zum Laufen gebracht und die Kunden so fit gemacht, dass sie ihre Socia-Media-Profile schließlich selbst betreuen konnten. Also, ran an den Speck! Als Unterstützung gibt es hier Tipps & Tools für das Arbeiten mit Social Media.
Herzlichen Dank an alle Gäste, die durch ihr Interesse und ihre konstruktiven Fragen und Anmerkungen zum Gelingen beigetragen haben. Und ein riesiges Dankeschön an die wunderbaren Expert/innen für ihre kompetenten, humorvollen und hilfreichen Beiträge. Ihr wart so klasse, dass das Moderieren ein Kinderspiel war und mir viel Spaß gemacht hat. Danke!
Einen schönen Überblick über den Kongress und die Social-Media-Session als „krönendes Highlight“ (Danke Gabi!) gibt die Oecotrophologin und PR-Frau Gabriela Freitag-Ziegler in ihrem Blogbeitrag Kongress Ernährung 2018: Von der Kasseler Erklärung bis zur Kunst von Social Media.
Auch der Verband der Oecotrophologen VDOE e. V. hat gebloggt zu Social Media – ist das Kunst oder kann das weg?
Nachtrag: Im November 2018 habe ich eine ähnliche Diskussion unter Oecotrophologen moderiert. Zu lesen sind die Ergebnisse und Tipps im Artikel Oecotrophologen in Sozialen Medien – wie werden sie sichtbar?
Anja Tanas meint
Danke für die Zusammenfassung liebe Corinna!! Beste Grüße!
Corinna Dürr meint
Aber gerne, liebe Anja. :-)
Wenn du noch Tipps und Tricks beizusteuern hast, nehme ich die gerne mit auf.
Liebe Grüße von Corinna